Lai­en im Bestattungsdienst

Friedhofskapelle Fotograf Paul Wassong 2. April 2024 20240402_093527

In der Fas­ten­zeit ziert die Sür­ther St. Remi­gi­us Kir­che ein Hun­ger­tuch der Sür­ther Künst­ler Theo und Bar­ba­ra Hei­er­mann. Es zeigt neben der Pas­si­ons­ge­schich­te auch die „sie­ben Wer­ke der Barm­her­zig­keit“, von denen eins dar­in besteht, „die Toten zu begraben“.

Jede Gesell­schaft hat eine ganz eige­ne Kul­tur, mit dem Tod umzu­ge­hen. In unse­rer Gesell­schaft ist heu­te der Tod so weit wie mög­lich aus dem Leben ver­bannt wor­den in die Kran­ken­häu­ser, Hos­pi­ze oder Pfle­ge­hei­me. Der Tod ist oft ein Tabu, über das man nicht ger­ne redet, weil es an die eige­ne End­lich­keit erinnert.

Zu mei­ner Kin­der­zeit war es noch anders. Am Abend vor der Bestat­tung traf sich die Gemein­de zur Toten­wa­che. Ein Zei­chen der Ver­bun­den­heit mit dem Toten und tröst­lich für die Ange­hö­ri­gen, die sich in ihrer Trau­er nicht allein gelas­sen fühl­ten. Natür­lich beglei­te­te man auch – wenn mög­lich – den Ver­stor­be­nen auf sei­nem letz­ten Weg bei der Beer­di­gung und traf sich hin­ter­her zu einem Kaf­fee und dem Aus­tausch von Erin­ne­run­gen.
Der Tod gehör­te ganz natür­lich zum Leben und hat­te von daher nichts Beängs­ti­gen­des; die Trau­er­ri­ten der katho­li­schen Kir­che waren allen ver­traut und der gemein­sa­me Glau­be an ein Leben nach dem Tod in Got­tes Licht ein hoff­nungs­vol­ler, tröst­li­cher Gedanke.

Das Ver­traut sein und die Erin­ne­rung an wohl­tu­en­de eige­ne Erfah­run­gen mit der katho­li­schen Beer­di­gungs­lit­ur­gie waren dann wohl aus­schlag­ge­bend für mei­ne Ent­schei­dung, die­sen Dienst für unse­re Gemein­de zu über­neh­men, als ich dar­um gebe­ten wurde.

Ein Jahr lang dau­er­te der Kurs des Erz­bis­tums, bei dem zunächst die eige­ne Moti­va­ti­on und der Umgang mit Sterb­lich­keit und Trau­er geklärt wur­de, bevor man sich mit der christ­li­chen Auf­er­ste­hungs­bot­schaft aus­ein­an­der­setz­te, die die Rol­le als Christ in der christ­li­chen Trau­er­pas­to­ral defi­niert.
Der zwei­te Teil des Kur­ses beschäf­tig­te sich dann mit der Kul­tur der Bestat­tung, die den Kon­takt mit dem Bestat­ter ein­schließt. Wich­tig ist, in Bezug auf die trau­ern­den Ange­hö­ri­gen, ein ein­fühl­sa­mes Kon­do­lenz­ge­spräch zu füh­ren, das die Situa­ti­on der Trau­ern­den erfasst und auf ihre Wün­sche bezüg­lich der Gestal­tung der Trau­er­fei­er ein­geht. Die­ses wur­de mit kom­pe­ten­ten Refe­ren­ten ange­spro­chen und ein­ge­übt.
Da wäh­rend der Begräb­nis­fei­er Bezug zur Tauf­fei­er als Beginn des christ­li­chen Lebens genom­men wird, wur­de auch hier noch ein­mal der Zusam­men­hang auf­ge­grif­fen und geklärt.
Der eigent­li­che Ablauf der kirch­li­chen Begräb­nis­fei­er, wel­che lit­ur­gi­schen Aus­drucks­for­men gewählt wer­den kön­nen, wel­che Rah­men­be­din­gun­gen und wel­che Aus­wahl­mög­lich­kei­ten an Tex­ten es gibt, ver­mit­telt ein wei­te­res Wochen­en­de.
Wäh­rend die lit­ur­gi­schen Tex­te im „Manua­le“ weit­ge­hend zur Aus­wahl vor­ge­ge­ben sind, ist es die eige­ne Auf­ga­be des Bestat­tungs­be­auf­trag­ten im Trau­er­got­tes­dienst für die Ange­hö­ri­gen ein­fühl­sa­me Wor­te des Tros­tes zu fin­den, die auf der christ­li­chen Hoff­nung auf Auf­er­ste­hung grün­den.
Eine Auf­klä­rung über die Rech­te und Pflich­ten der Bestat­tung war eben­falls Bestand­teil die­ses Ausbildungskurses.

Es wur­de aus­drück­lich das Recht eines jeden Men­schen auf eine wür­di­ge Bestat­tung her­vor­ge­ho­ben, egal in wel­cher Situa­ti­on er sich im Leben befun­den hat.
Die Bestat­tung ist eben ein „Werk der Barmherzigkeit“.

Text: Ger­trud Was­song
Bil­der: Paul Wassong