Laien im Bestattungsdienst
In der Fastenzeit ziert die Sürther St. Remigius Kirche ein Hungertuch der Sürther Künstler Theo und Barbara Heiermann. Es zeigt neben der Passionsgeschichte auch die „sieben Werke der Barmherzigkeit“, von denen eins darin besteht, „die Toten zu begraben“.
Jede Gesellschaft hat eine ganz eigene Kultur, mit dem Tod umzugehen. In unserer Gesellschaft ist heute der Tod so weit wie möglich aus dem Leben verbannt worden in die Krankenhäuser, Hospize oder Pflegeheime. Der Tod ist oft ein Tabu, über das man nicht gerne redet, weil es an die eigene Endlichkeit erinnert.
Zu meiner Kinderzeit war es noch anders. Am Abend vor der Bestattung traf sich die Gemeinde zur Totenwache. Ein Zeichen der Verbundenheit mit dem Toten und tröstlich für die Angehörigen, die sich in ihrer Trauer nicht allein gelassen fühlten. Natürlich begleitete man auch – wenn möglich – den Verstorbenen auf seinem letzten Weg bei der Beerdigung und traf sich hinterher zu einem Kaffee und dem Austausch von Erinnerungen.
Der Tod gehörte ganz natürlich zum Leben und hatte von daher nichts Beängstigendes; die Trauerriten der katholischen Kirche waren allen vertraut und der gemeinsame Glaube an ein Leben nach dem Tod in Gottes Licht ein hoffnungsvoller, tröstlicher Gedanke.
Das Vertraut sein und die Erinnerung an wohltuende eigene Erfahrungen mit der katholischen Beerdigungsliturgie waren dann wohl ausschlaggebend für meine Entscheidung, diesen Dienst für unsere Gemeinde zu übernehmen, als ich darum gebeten wurde.
Ein Jahr lang dauerte der Kurs des Erzbistums, bei dem zunächst die eigene Motivation und der Umgang mit Sterblichkeit und Trauer geklärt wurde, bevor man sich mit der christlichen Auferstehungsbotschaft auseinandersetzte, die die Rolle als Christ in der christlichen Trauerpastoral definiert.
Der zweite Teil des Kurses beschäftigte sich dann mit der Kultur der Bestattung, die den Kontakt mit dem Bestatter einschließt. Wichtig ist, in Bezug auf die trauernden Angehörigen, ein einfühlsames Kondolenzgespräch zu führen, das die Situation der Trauernden erfasst und auf ihre Wünsche bezüglich der Gestaltung der Trauerfeier eingeht. Dieses wurde mit kompetenten Referenten angesprochen und eingeübt.
Da während der Begräbnisfeier Bezug zur Tauffeier als Beginn des christlichen Lebens genommen wird, wurde auch hier noch einmal der Zusammenhang aufgegriffen und geklärt.
Der eigentliche Ablauf der kirchlichen Begräbnisfeier, welche liturgischen Ausdrucksformen gewählt werden können, welche Rahmenbedingungen und welche Auswahlmöglichkeiten an Texten es gibt, vermittelt ein weiteres Wochenende.
Während die liturgischen Texte im „Manuale“ weitgehend zur Auswahl vorgegeben sind, ist es die eigene Aufgabe des Bestattungsbeauftragten im Trauergottesdienst für die Angehörigen einfühlsame Worte des Trostes zu finden, die auf der christlichen Hoffnung auf Auferstehung gründen.
Eine Aufklärung über die Rechte und Pflichten der Bestattung war ebenfalls Bestandteil dieses Ausbildungskurses.
Es wurde ausdrücklich das Recht eines jeden Menschen auf eine würdige Bestattung hervorgehoben, egal in welcher Situation er sich im Leben befunden hat.
Die Bestattung ist eben ein „Werk der Barmherzigkeit“.
Text: Gertrud Wassong
Bilder: Paul Wassong