Kapelle St. Georg
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Küster
Dr. Ulrich Parent
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Geschichte
3D Rundgung
Fotorundgang
Die Glocken
Laut Gerhard Hoffs, dem Glockensachverständigen des Erzbistums Köln, befanden sich vor dem 2. Weltkrieg zwei Bronzeglocken in Weiß, von denen die größere 1922 von Johann Georg Pfeiffer und die kleinere 1825 von Heinrich Claren gegossen sein sollen.
Jedoch scheint besonders das Klangbild der größeren Glocke nicht dem einer Glocke aus den 1920er Jahren zu entsprechen. Nahezu alle Gießer dieser Zeit, auch Johann Georg Pfeiffer aus Kaiserslautern, haben in der heutigen modernen Rippe gegossen, höchstens vielleicht in einer Non- oder Septimrippe (Intervall zwischen Schlagton und Unterton). Da bei dieser Glocke der Unterton deutlich eine große Sexte (g1) unterhalb des hörbaren Schlagtones liegt und zudem der zweite Teilton oberhalb des Schlagtones nicht – wie üblich – eine kleine, sondern eine selten anzutreffende große Terz ist, so muss bei dieser Glocke von einer weitaus früheren Gusszeit ausgegangen werden. Hoffs gibt als Schlagton für die Glocke von 1922 das f2 an. Durch eine Umschreibung des Schlagtones der heutigen Glocke käme man auf f2 ‑10/16, was dem gleichen Ton entspräche. Hier wäre ein Vergleich möglich, wäre die Glocke von 1922 in der Literatur nicht als «durch Kriegseinwirkung vernichtet» gekennzeichnet. Handelt es sich tatsächlich um eine sehr alte, bislang unerforscht gebliebene Glocke, über die weder Daten noch Anmerkungen in Archiven vorhanden sind?
Ebenso unklar verhält es sich bei der kleineren Glocke. Zwar ist sie eine Septimglocke – wie auch viele andere Glocken des Heinrich Claren – jedoch zeugt ihr, trotz allem, dissonanter Teiltonaufbau nicht gerade vom Klangideal des frühen 19. Jahrhunderts. Den Schlagton der – angeblich auch zerstörten – Glocke von 1825 gibt Hoffs mit g2 an. Auch hier wäre eine Umschreibung des Schlagtones der heutigen Glocke nach g2 +12/16 (=gis2 ‑4/16) denkbar.
Nichtsdestotrotz geben die Glocken Rätsel auf, die es zu lösen gilt. Vielleicht verbirgt sich im Dachreiter tatsächlich eines der ältesten Glockenpaare, das auf mysteriöse Weise die verheerenden Zerstörungen der beiden Weltkriege – wie auch immer – überstanden hat.
Die Glocken sind zumindest die einzigen ihrer Art im Rheinbogen, die noch heute mittels Seilzug geläutet werden.
Literatur
- Gerhard Hoffs: Glockenmusik katholischer Kirchen Kölns.
- Gerhard Hoffs (Hrsg.): Glocken und Geläute im Erzbistum Köln. Inventar. Presseamt, Köln 2000, ISBN 3–931739-25–2.
Weitere Informationen
Zur Geschichte der Glocken in der Kapelle St. Georg haben wir darüber hinaus von Herrn Paul Schmitz, Auf der Ruhr, Köln-Weiß, die folgenden Informationen erhalten: „Durch Zufall gelangte ich auf die Homepage der Gemeinde und stellte zu meiner Verwunderung fest, dass die Glocken der Kapelle St. Georg Rätsel aufgeben. Hiermit möchte ich das Rätsel lösen:
Laut Pfarrchronik von St. Georg, Seite 38, erklang an Karsamstag 1950 zum ersten Mal die kleinere Glocke, ca. 40 kg, mit der Inschrift: «St. Georg Weiß; Ostern 1950, Wir rufen euch alle Gott zu ehren.»
Weiter steht dort: Zwei Männer der Pfarre, Gießermeister Wilhelm Kürten und Gerhard Weiß haben die Glocke gegossen. Gegossen wurde die Glocke bei der Firma Gebr. Geilenkirchen in Weiß, Auf der Ruhr 21, nach einer vorhandenen Schiffsglocke, die bei dieser Firma jeweils zu Beginn und Ende der Arbeit und der Pausen geläutet wurde.
Dies ist mir bekannt, da ich im März 1951 bei der Firma Gebr. Geilenkirchen eine Lehre begann.
Auf Seite 40 und 41 der Pfarrchronik ist weiter zu lesen, dass die 2. Glocke mit ca. 60 kg ebenfalls von den vorher genannten Herren bei der Firma Gebr. Geilenkirchen gegossen wurde und an Maria Himmelfahrt 1951 zum ersten Mal erklang. Ihre Inschrift lautet: «St. Georg Weiß; Maria Himmelfahrt 1951; Hilf uns all aus diesem Jammertal»
Der Ton der Glocken dürfte ein Zufallsergebnis sein, da es sich hier nicht um erfahrene Glockengießer handelte.
Weiter ist zu lesen, dass die benötigten Buntmetalle in Weiß gesammelt wurden.
Erwähnen möchte ich noch, dass mein Vater Balthasar Schmitz als Former und Gelbgießer damals bei der Köln-Bonner-Eisenbahnen beschäftigt war und auch er maßgeblich an der Herstellung der Glocken beteiligt war. Die Firma Gebr. Geilenkirchen stellte nur Grauguss her und mein Vater konnte die nötigen Zusätze für den Glockenguss “besorgen”, denn zu damaliger Zeit waren noch nicht immer alle Materialien zu erhalten.
Ich kann mich auch noch an einen Samstagnachmittag erinnern, an dem ich die Gießerei aufsuchte, in der Herr Kürten und mein Vater nach Betriebsschluss mit der Herstellung der Form beschäftigt waren.
Mein Vater saß mit einem Gebetbuch in der Hand da und suchte einen Spruch für die Inschrift auf der Glocke. Auf dem Bild des Zeitungsaufschnittes ist rechts Herr Wilhelm Kürten und hinten in der Mitte mein Vater Balthasar Schmitz zu sehen.
Erwähnt sei noch, dass die beiden Glocken im Dachaufbau der damaligen Notkirche – dem heutigen Pfarrheim – am Ende des großen Saales hingen. Dort befand sich auch der Hauptausgang mit einem Windfang, von dem aus die Glocken geläutet wurden. Später wurden diese beiden Glocken in der wieder aufgebauten Kapelle aufgehangen.
Der Gong, der heute noch bei der Wandlung in unserer Kirche ertönt, wurde auch von meinem Vater 1941 in der Werkstatt der Köln-Bonner-Eisenbahnen gegossen und von Herrn Wilhelm Jünger aus Weiß, Heinrichstrasse, bearbeitet. Dies ist auf Seite 24 der Pfarrchronik erwähnt.
Ich gehe davon aus, dass ich mit meinen Hinweisen das Rätsel um die Glocken in der St. Georg-Kapelle lösen konnte.
Mit freundlichen Grüßen
Paul Schmitz“
Hier können Sie die Glocken der Kapelle von St. Georg hören.
Läuteordnung
Etwa 10 – 15 Minuten vor Gottesdienstbeginn werden beide Glocken per Seilzug geläutet.
Textinformationen: Andreas Dziewior, Paul Schmitz, Tonaufnahme: Andreas Dziewior