Wortgottesfeier mit Laien
In Zeiten des immer deutlicher werdenden Priestermangels gibt es schon jetzt und wird es zukünftig noch mehr Veränderungen in unseren Gemeinden geben. Selbstverständlich regelmäßig stattfindende Messen, Taufen, Beerdigungen, Segnungen etc. können von Priestern allein nicht mehr abgedeckt werden.
Mit diesen Veränderungen müssen wir uns Gläubige an der Basis alle auseinandersetzten, wollen wir ein lebendiges Gemeindeleben erhalten und nicht gar Kirchen schließen müssen.
Mehr denn je wird es zukünftig wichtig sein, selbst Verantwortung zu übernehmen und helfen, mit zu gestalten. Durch Jesus haben wir ohnehin den Auftrag erhalten, den Glauben, die Lehre des Christentums, weiter zu geben und zu leben. Letztlich ist Jede und Jeder von uns gefragt. Wie kann das gehen? Ich muss mir zuerst die Frage stellen: „Bin ich bereit, Aufgaben zu übernehmen, traue ich mir das zu?“
Aber auch die Frage: trauen die praktizierenden Priester uns als Laien diese Aufgaben auch zu? Ich könnte mir vorstellen, dass es da unterschiedliche Erfahrungen gibt.
In meinem Fall kann ich sagen, habe ich neben vielen anderen Laien, nur positive Erfahrungen vor Ort gemacht. Das Seelsorgeteam im Dekanatsbereich Porz hat uns Laien das Vertrauen geschenkt und uns ermutigt, stellvertretend für Geistliche bestimmte Aufgabenfelder in die eigene Hand zu nehmen.
Schon vor längerer Zeit wurde Interessierten ein sogenanntes Gottesdienstleiterseminar angeboten, welches positiv aufgenommen wurde. Im letzten Jahr auch ein Seminar, um Beerdigungen vornehmen zu dürfen.
Das Seelsorgeteam war mit diesen Vorhaben uns Laien gegenüber sehr aufgeschlossen und vertraute uns freie Gestaltungsmöglichkeiten an. Das heißt, wir wurden nicht nur befähigt, Wortgottesdienste abzuhalten, sondern es ermöglichte uns die wirklich freie Auswahl, wie kann ich eine messfreie Zeit am Sonntag anderweitig gestalten. Hier sind unserer Phantasie keine Grenzen gesetzt worden.
Bei uns vor Ort nennen wir diese “Ersatzmesse“ daher auch gestaltete Kirchenzeit. Die Themenangebote dabei sind sehr unterschiedlich (talentabhängig): Wortgottesdienste, Bibelarbeit, Andachten, Meditationen, gemeinsames Singen, aber auch spezielle Glaubensthemen, wobei wir gerne den Gedankenaustausch suchen. Dieser Meinungsaustausch regt uns alle an, selbst einmal tiefer in den eigenen Glauben einzudringen und stärkt auch die Gemeinschaft.
Wenn man ehrlich ist, wann spricht man im privaten Umfeld schon über seine Glaubensansichten? Oft sind wir dabei gehemmt, was eigentlich schade ist.
Der Kirchenraum, oft anders gestaltete Sitzordnung, scheint uns als gegebener Ort eher die Möglichkeit zu eröffnen, offen in einen Austausch zu treten. Dieser Austausch wird bei uns gut angenommen und belebt die Kirchenzeit. Auch wenn die Teilnehmerzahl im Vergleich zu den Messen geringer ist, ist es doch eine intensive Zeit, die christliche Gemeinschaft neu, anders erfahren lässt.
Als eine Vorbereitende dieser gestalteten Kirchenzeit profitiere ich selbst auch. Ich vertiefe mich in ein spezielles Thema, mache mir meine eigenen Gedanken, lerne dazu, setze mich selbst mit meinem Glauben auseinander.
Natürlich bedarf es einer Idee und eines gewissen Zeitaufwandes. Der abschließende Dank der Teilnehmer entschädigt jedoch den Einsatz.
Ich kann nur Jede und Jeden ermutigen, zukünftig auch bestimmte Aufgaben zu übernehmen, um lebendiges Gemeindeleben und Gemeinschaft zu erhalten. Die Christen der Urkirche können uns dabei ein Vorbild sein.
Text: Margarete Nartschik (St. Laurentius Ensen-Westhoven)
Bild: Friedbert Simon Pfarrbriefservice.de