Christus in einer Mandorla. Die mandelförmige Hülle um Jesus kommt zustande aus der Schnittfläche zweier sich überschneidender Kreise. Diese stehen für die göttliche und die menschliche Natur des Erlösers.

Vor 1700 Jah­ren – das ers­te öku­me­ni­sche Kon­zil von Nizäa

Die­ses Jahr gedenkt die Chris­ten­heit des Kon­zils von Niz­äa, das im Mai 325 statt­fand. Auf Ein­la­dung von Kai­ser Kon­stan­tin tra­fen sich Kir­chen­lei­ter aus dem gan­zen römi­schen Reich im Som­mer­pa­last des Kai­sers am Mar­ma­ra­meer, nahe der heu­ti­gen tür­ki­schen Stadt Bursa.

Der Hei­li­ge Mate­r­nus 325 in Nizäa?

Für die Anrei­se durf­ten die Bischö­fe und Theo­lo­gen kos­ten­los die kai­ser­li­chen Post­kut­schen benut­zen – so wich­tig war Kon­stan­tin die Teil­nah­me mög­lichst vie­ler kirch­li­cher Vor­ste­her an der Ver­samm­lung. Wahr­schein­lich reis­te auch der hei­li­ge Mate­r­nus, Bischof von Köln, nach Niz­äa. Das lässt sich aus der Bedeu­tung Kölns im dama­li­gen Römi­schen Reich ablei­ten. Auch war Mate­r­nus den Quel­len zufol­ge Teil­neh­mer der Syn­ode, die 314 in Arles getagt hatte.

Ein öku­me­ni­sches Konzil

Was war das Ziel des Kai­sers? Nach­dem Kon­stan­tin die Allein­herr­schaft errun­gen hat­te, woll­te er das Chris­ten­tum zur ver­bin­den­den Reli­gi­on der Völ­ker­schaf­ten sei­nes Herr­schafts­ge­bie­tes machen und so den Bestand des gan­zen Rei­ches, der Öku­me­ne, fes­ti­gen. Dazu woll­te er Strei­tig­kei­ten aus­räu­men, wel­che die Chris­ten gegen­ein­an­der auf­brach­ten. Der Kai­ser woll­te kir­chen­recht­li­che Rege­lun­gen der ein­zel­nen Bis­tü­mer und Kalen­der­fra­gen har­mo­ni­sie­ren. Es ging um die Berech­nung eines gemein­sa­men Oster­ter­mins für alle Kir­chen­pro­vin­zen, um die Zulas­sung von Kle­ri­kern zur Wei­he, um den Umgang mit Gemein­de­glie­dern, die in den Chris­ten­ver­fol­gun­gen unter den Vor­gän­gern Kon­stan­tins den Glau­ben ver­leug­net hat­ten, und – nicht zuletzt – um dog­ma­ti­sche Fragen.

Streit um die Leh­re des Arius

Hart strit­ten die Bischö­fe und Theo­lo­gen dar­um, wie man vom auf­er­stan­de­nen Jesus und sei­nem Ver­hält­nis zu Gott Vater spre­chen kön­ne. Wie hit­zig dis­ku­tiert wur­de, erkennt man dar­an, dass der Bischof von Myra, der Hei­li­ge Niko­laus, dem Pries­ter Ari­us aus Alex­an­dri­en eine Ohr­fei­ge ver­passt haben soll.

Ari­us war der Ansicht, wenn man Jesus als „wesens­gleich“ mit Gott Vater beken­ne, wer­de der Glau­be an die abso­lut jen­sei­ti­ge Gott­heit des Vaters geschmä­lert. Des­halb lehr­te Ari­us, Jesus sei nur als ers­tes aus dem Nichts geschaf­fe­nes Geschöpf Got­tes zu verehren.

Die Ent­schei­dung von Nizäa

Die Syn­oda­len von Niz­äa ent­schie­den gegen die Über­zeu­gung des Ari­us und for­mu­lier­ten das gemein­sa­me Bekennt­nis, das Jesus Chris­tus als Sohn Got­tes, „eines Wesens mit dem Vater“ ver­kün­det. Mit der Ein­füh­rung des nicht bibli­schen Begrif­fes „wesens­gleich – omoou­si­os“ ging es ihnen dar­um, das Evan­ge­li­um in das von der grie­chi­schen Phi­lo­so­phie gepräg­te zeit­ge­nös­si­sche Den­ken zu übersetzen.

Ari­us wur­de aus der Kir­che aus­ge­schlos­sen und ver­bannt. Niko­laus, wel­cher der Über­lie­fe­rung zufol­ge wegen sei­ner Ohr­fei­ge ver­haf­tet wor­den war, wur­de wie­der in die Gemein­schaft der Bischö­fe auf­ge­nom­men. Ari­us wur­de zwei Jah­re spä­ter eben­falls reha­bi­li­tiert, nach­dem er ein undeut­li­ches Bekennt­nis zum ortho­do­xen Glau­ben for­mu­liert hatte.

Das vor 1700 Jah­ren for­mu­lier­te nizä­ni­sche Glau­bens­be­kennt­nis eint die Chris­ten­heit bis heute.

Zwar gab es noch eini­ge Zeit nach dem Kon­zil von Niz­äa aria­nisch gesinn­te Gemein­den und Völ­ker­schaf­ten. Beson­ders die ger­ma­ni­schen Völ­ker im öst­li­chen Teil des römi­schen Rei­ches, vor allen die Goten, bekann­ten sich zum aria­ni­schen Glauben.

Aber der gro­ße Strom der Chris­ten­heit wird bis heu­te vom Bekennt­nis des Kon­zils von Niz­äa getra­gen. 381 wur­de es in Kon­stan­ti­no­pel noch ein­mal prä­zi­siert und in die Form gebracht, die alle christ­li­chen Kir­chen als Gro­ßes (oder Niz­ä­no-Kon­stan­ti­no­po­li­ta­ni­sches) Glau­bens­be­kennt­nis in fei­er­li­chen Got­tes­diens­ten sprechen.

Ein Gedan­ken­ex­pe­ri­ment

Was wür­de sich für uns ändern, wenn die Bischö­fe in Niz­äa Ari­us gefolgt wären? Wenn die Kir­che im aria­ni­schen Glau­ben über­haupt fort­be­stan­den hät­te, wäre Jesus für uns zwar eine Art Über­pro­phet, ein wei­ser Mensch und mora­li­sches Vor­bild. Doch hät­te er uns Gott wirk­lich nahe­ge­bracht und uns mit ihm „ver­söhnt“?

Wenn wir das Bekennt­nis von Niz­äa spre­chen, spre­chen wir mit allen Chris­ten den Glau­ben aus, dass die Lie­be Got­tes durch sei­nen Mensch gewor­de­nen Sohn den Tod über­wun­den hat. Er ruft uns aus dem Ver­sa­cken in den Gege­ben­hei­ten die­ser hoff­nungs­lo­sen Welt.

Mit der Auf­er­ste­hung Chris­ti ist für alle, die Jesus als Herrn ange­nom­men haben und die sich von ihm erlö­sen las­sen, eine neue Wirk­lich­keit ange­bro­chen. Sie ist his­to­risch nicht beweis­bar, wird aber bezeugt durch die vie­len Men­schen, die sich aus dem Geist Got­tes und Jesu Chris­ti für die Welt einsetzen.

Text: Nor­bert Höfer 

Bild: Chris­tus in einer Man­dor­la. Die man­del­för­mi­ge Hül­le um Jesus kommt zustan­de aus der Schnitt­flä­che zwei­er sich über­schnei­den­der Krei­se. Die­se ste­hen für die gött­li­che und die mensch­li­che Natur des Erlösers.

Quel­le: Evan­ge­li­ar von Spey­er, um 1220, Manu­skript in der Badi­schen Lan­des­bi­blio­thek, Karls­ru­he, Codex Bruch­sal 1, Bl. 1v, http://www.blb-karlsruhe.de/

Zahl­rei­che Gedenk­fei­ern zum 1700jährigen Jubiläum

Im Okto­ber wird auf Ein­la­dung des kop­ti­schen Paps­tes in Ägyp­ten die sechs­te Welt­kon­fe­renz für Glau­ben und Kir­chen­ver­fas­sung des Öku­me­ni­schen Rates der Kir­chen tagen: https://www.oikoumene.org/de/news/world-conference-on-faith-and-order-in-2025-will-mark-anniversary-of-the-council-of-nicaea

In Deutsch­land lädt die Arbeits­ge­mein­schaft Christ­li­cher Kir­chen zu meh­re­ren Jubi­lä­ums­ver­an­stal­tun­gen ein und ver­brei­tet Infor­ma­ti­ons­ma­te­ria­li­en: https://www.oekumene-ack.de/nizaea2025

Katho­li­scher­seits hat eine Inter­na­tio­na­le Theo­lo­gen­kom­mis­si­on im Jahr 2024 eine Stu­die zum ers­ten Nicä­num ver­öf­fent­licht, die am 20. Mai in Rom vor­ge­stellt wird: https://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/cti_documents/rc_cti_doc_20250403_comunicato-1700-nicea_ge.html

 

Bild­quel­le: Evan­ge­li­ar von Spey­er, um 1220, Manu­skript in der Badi­schen Lan­des­bi­blio­thek, Karls­ru­he, Codex Bruch­sal 1, Bl. 1v, http://www.blb-karlsruhe.de/