Pier Giorgio Frassati
(geb. 6.4.1901 in Turin, gest. 4.7.1925 in Turin, heiliggesprochen 2025; Patron der Studenten, der Bergsteiger, der Katholischen Aktion und der Weltjugendtage)
„Als Vorbild im Glauben offiziell gewürdigt zu werden, ist nicht Klerikern oder perfekt frommen Menschen vorbehalten. Frassati kann moderner Fürsprecher sein für alle, die spüren, dass Glaube, Zuversicht, Verbundenheit und Engagement im Leben untrennbar zusammengehören.“ So würdigt der Dominikaner Peter Kreutzwald den jungen Mann, den Papst Leo XIV. am 7. September zusammen mit dem „Internet-Heiligen“ Carlo Acutis heiliggesprochen hat.
Aus einer agnostischen Familie
Giorgio Frassati wurde am 6. April 1901 in Turin in eine freigeistige großbürgerliche Familie geboren. Seine Mutter war Künstlerin, sein Vater Journalist, Herausgeber der Zeitung La Stampa und Politiker. Beide Eltern standen der Kirche fern und waren agnostisch, d.h. sie meinten, man könne über Gott und Glaubensinhalte nichts Sicheres aussagen. Trotzdem gaben sie ihren Sohn auf eine von Jesuiten geführte Schule, wo Pier Giorgio offenbar wegweisende Impulse für seine Lebensführung empfing.
Außergewöhnliche Frömmigkeit
Unabhängig von den Eltern praktizierte er den katholischen Glauben. Er besuchte häufig die Messe, beschäftigte sich mit der heiligen Schrift und betete viel. Auch beichtete er mehrmals in der Woche, was die Heiligsprechungskommission mit den Worten kommentierte, man könne das für übertrieben halten, aber Pier Giorgio sei „rigoros“ gewesen, ohne „verbissen“ zu sein. Für Giorgios Humor spricht jedenfalls, dass er die Gruppe von Freunden, mit denen er gerne in die Berge ging „Tipi loschi“ nannte, auf Deutsch: Zwielichtige Typen. Er war gerne mit Menschen zusammen, liebte Literatur, Musik und Kunst, und ging ins Theater.
Frassatis Frömmigkeit war demnach kein Rückzug aus der Welt, sondern Motiv und Quelle seines sozialen Engagements. Als Student schloss er sich sozialen Gruppierungen an: den Vincenz-Konferenzen, einem katholischen Studentenbund, der Katholischen Aktion sowie dem Dritten Orden der Dominikaner, und er engagierte sich politisch in der Italienischen Volkspartei, deren Programm sich an der Katholischen Soziallehre orientierte.
„Ich fühle mich in Turin mehr wie ein Fremder als in Deutschland.“
Als sein Vater italienischer Botschafter in Berlin war, lernte der Sohn unter anderen den Priester und katholischen Sozialaktivisten Carl Sonnenschein kennen. Dieser setzte sich besonders für italienische Arbeitsmigranten ein, für die er auch eine Zeitschrift herausgab. Der Kontakt bestärkte wohl Frassati in dem Wunsch, Bergbauingenieur zu werden. Um mit Bergleuten in Kontakt zu kommen und ihnen das Evangelium nahezubringen, reiste er ins Ruhrgebiet und studierte dort die „soziale Frage“ sowie die Antworten der Katholischen Gesellschaftslehre.
In Freiburg i.Br. verkehrte er in der Familie des nur wenig jüngeren Theologen Karl Rahner. Der erinnerte sich später an den jungen italienischen Gast seiner Familie: „Was an ihm verblüffend war, war seine Reinheit, sein strahlender Frohsinn, seine Religiosität, die ‚Freiheit der Kinder Gottes‘, … sein Sozialsinn … Und das Überraschendste: dass all das in ihm so natürlich und spontan wirkte.“
Unbemerkter Apostolat bei den Armen in Turin
Frassati wirkte unbemerkt von seiner Familie in den Armenvierteln seiner Heimatstadt. Er besuchte und beschenkte bedürftige Menschen und war bei ihnen bekannt und beliebt. Seine Eltern und Geschwister merkten nicht, dass Pier Giorgio aufgrund einer Infektion mit Kinderlähmung erkrankte. Der lebenslustige junge Mann wurde plötzlich so schwach, dass er an der Beerdigung seiner Großmutter nicht teilnehmen konnte, was seine Mutter ihm zum Vorwurf machte. Einige Tage später starb auch Pier Giorgio. Zur Überraschung seiner Eltern nahmen an seiner Beerdigung nicht nur die reichen Leute Turins und Amts- und Würdenträger der Stadt teil, sondern auch „eine unübersehbare Menge“ armer Menschen, denen der junge Mann mit Zuspruch und Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und Geld geholfen hatte.
Zitate von Pier Giorgio Frassati
„Ich möchte, dass auch du versuchst, den heiligen Paulus zu lesen: Er ist wunderbar und die Seele erhebt sich bei dieser Lektüre. Wir finden darin den Ansporn, den geraden Weg weiterzugehen – und sobald wir ihn durch die Schuld verlassen haben, wieder auf ihn zurückzukehren.“ (aus einem Brief an einen Freund)
„Du fragst mich, ob ich fröhlich bin? … Solange der Glauben mir Kraft gibt, werde ich immer fröhlich sein. Die Traurigkeit muss aus den Herzen der Katholiken verbannt werden.” Trauer kannte Frassati und ließ sie auch zu, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit nicht.
Text: Norbert Höfer
Foto: Joachim Schäfer – Ökumenisches Heiligenlexikon
Quellen: https://dominikaner.eu/wer-wir-sind/unsere-vorbilder/pier-giorgio-frassati/
https://de.wikipedia.org/wiki/Pier_Giorgio_Frassati
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienP/Pier_Giorgio_Frassati.htm












