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​25. Juli – Tho­mas Hemer­ken, genannt von Kempen

Die­ser Augus­ti­ner­chor­herr hat an die 40 erbau­lich-spi­ri­tu­el­le Schrif­ten ver­fasst, dar­un­ter die sehr berühm­te Imi­ta­tio Chris­ti (“Nach­fol­ge Christi”).

Tho­mas Hemer­ken wur­de zwi­schen 1379 und 1380 in Kem­pen am Nie­der­rhein gebo­ren und starb 1471, wur­de also 91 Jah­re alt! Er wird beson­ders in den Nie­der­lan­den, in Bel­gi­en und in Deutsch­land von Katho­li­ken und Pro­tes­tan­ten verehrt.

Tho­mas leb­te fast sein gan­zes Leben in ein und dem­sel­ben Klos­ter St. Agne­ten­berg bei Zwol­le, nahe dem Ijs­sel­meer. Dort hat­te er auch ver­schie­de­ne Ämter inne. Er war ein­mal als Pro­ku­ra­tor für die wirt­schaft­li­chen Belan­ge der Gemein­schaft zustän­dig und mehr­mals stell­ver­tre­ten­der Klos­ter­vor­ste­her und Novizenmeister.

St. Agne­ten­berg war eine Neu­grün­dung, die aus der so genann­ten Devo­tio moder­na („Moder­ne Fröm­mig­keit“) her­vor­ging. Das war eine spät­mit­tel­al­ter­li­che Bewe­gung von Frau­en, spä­ter von Men­schen all­ge­mein, die ein gott­ge­fäl­li­ges Leben in apos­to­li­schen Wohn­ge­mein­schaf­ten füh­ren woll­ten. Zuerst waren es Wohn- und Lebens­ge­mein­schaf­ten von Lai­en, spä­ter waren sie aus Lai­en und Kle­ri­kern gemischt. Zuerst leb­ten sie ohne Gelüb­de, spä­ter über­nah­men sie die Regel des hei­li­gen Augus­ti­nus. Die Bewe­gung war sehr erfolg­reich und ver­brei­te­te sich schnell. Die 1395 gegrün­de­ten Win­des­hei­mer Kon­gre­ga­ti­on, zu der auch St. Agne­ten­berg gehör­te, ver­ei­nig­te 1511 nicht weni­ger als 97 Klös­ter in den Nie­der­lan­den, in Bel­gi­en, Deutsch­land und der Schweiz. Eine Haupt­be­schäf­ti­gung der Men­schen, die dort leb­ten, war das Kopie­ren, Ver­fas­sen und Dru­cken von Büchern.

Tho­mas von Kem­pen hat­te sicher Anteil an der Anzie­hungs­kraft die­ses spät­mit­tel­al­ter­li­chen Reform-Ordens. Das ihm zuge­schrie­be­ne und sehr wahr­schein­lich auch von ihm ver­fass­te Buch Imi­ta­tio Chris­ti („Nach­fol­ge Chris­ti“) gehört nach der Bibel zu den am meis­ten über­setz­ten und ver­brei­te­ten Büchern der gan­zen Welt.

Die aske­tisch-spi­ri­tu­el­le Aus­drucks­wei­se die­ses Schrift­stel­lers aus dem Herbst des Mit­tel­al­ters mag uns zunächst fremd erschei­nen. Aber wenn wir uns klar­ma­chen, dass die Beleh­run­gen Tho­mas Hemer­kens aus den Erfah­run­gen des Zusam­men­le­bens in einer ver­bind­li­chen Lebens­ge­mein­schaft von Men­schen mit ganz unter­schied­li­chen Geschich­ten und Cha­rak­te­ren gewon­nen sind, kön­nen sie uns Mut machen in Bezie­hungs­kon­flik­ten, in schwie­ri­gen Stim­mungs­la­gen und in Entscheidungsnöten.

 

Zita­te:

O Wahr­heit! Gott! mache mich eins mit dir in ewi­ger Lie­be! Wie oft ekelt mich / so man­cher­lei zu lesen und zu hören? Denn alles / wonach mein Herz ver­langt / ist in dir allein. Schwei­gen sol­len alle Leh­rer / stil­le sein alle Geschöp­fe vor dei­nem Ange­sich­te: rede du allein zu mir!“  (aus: Imi­ta­tio Chris­ti, I. Buch, Kapi­tel 3)

Das Reich Got­tes ist in euch / spricht der Herr. So wen­de dich denn zu Gott / dem Herrn / und wen­de dich von gan­zem Her­zen zu ihm und ver­laß die­se elen­de Welt / und dei­ne See­le wird Ruhe finden.

(…) Wärest du nur ein­mal in das Aller­hei­ligs­te unse­res Her­zens / in Jesus / tief ein­ge­drun­gen / hät­test du nur ein Fün­k­lein von sei­ner bren­nen­den Lie­be auf­ge­fan­gen / o es wür­de dir nicht mehr um dei­nen eige­nen Vor­teil oder Nach­teil zu tun sein / du wür­dest viel­mehr Freu­de dar­an haben / dich um des Guten wil­len läs­tern zu las­sen.“ (Imi­ta­tio Chris­ti, II. Buch, 1. Kapitel)

(…) Alle mensch­li­che Ver­nunft und alle ver­nünf­ti­ge Erfor­schung soll eigent­lich dem Glau­ben demü­tig nach­fol­gen / soll ihm nicht vor­an­ei­len / noch weni­ger die Rech­te des Glau­bens mit anma­ßen­der Gewalt­sam­keit ver­let­zen. Glau­be und Lie­be zei­gen ihre Wirk­sam­keit vor­züg­lich und auf die geheims­te Wei­se in die­sem hei­ligs­ten und unüber­treff­lichs­ten Sakra­men­te <der hei­li­gen Kom­mu­ni­on> Gott / der Ewi­ge und Unsterb­li­che / des­sen All­macht ohne Gren­ze ist / tut gro­ße und uner­forsch­li­che Wun­der im Him­mel und auf Erden; und sei­ne wun­der­vol­len Wer­ke ver­mag kein for­schen­der Ver­stand zu erfor­schen. Denn wären die Wer­ke Got­tes nur so groß / daß sie von der Ver­nunft des Men­schen leicht könn­ten erforscht wer­den / so wären sie eben dar­um nicht groß / nicht wun­der­bar / nicht uner­forsch­lich und unaus­sprech­lich zu nen­nen.“ (Imi­ta­tio Chris­ti, IV.Buch, 18. Kapi­tel, Schluss)

Text: Nor­bert Höfer

Lite­ra­tur: Lexi­kon für Theo­lo­gie und Kir­che, Frei­burg i. Br. 32000, Arti­kel: Devo­tio moder­na und Tho­mas von Kem­pen;  Wiki­pe­dia (Stand 23.06.2025) zu Tho­mas von Kem­pen und zur Win­des­hei­mer Kongregation